Sächsische Zeitung
19.08.2004

Eier-Pampe für den Räuberhauptmann

Ein Lausitzer Laienschauspieler zieht als Karasek von Zittau nach Dresden


Klatsch. Glibberige gelbe Eierpampe läuft das Holz hinunter, klebt in den Haaren, im Gesicht. Eierschalen hängen in den Locken von Räuberhauptmann Karasek. "Er hat es so gewollt. Nu bums, drauf damit", sagt ein wurffreudiger Urlauber auf den Bautzens Markt und zielt gleich nochmal. Direkt neben die Ohren. "Erbarmen", schreit der Räuber. Aber damit ist nicht zu rechnen. Schließlich steht er wegen Raub am Pranger.

 

Seit Montag wandelt schon Sven Heine als Schauspieler auf den Spuren der Räuberlegende, zieht an den Ketten von Dorf zu Dorf und lässt sich hier in Bautzen um 11 Uhr morgen in den Schandpranger sperren. Dazu gibt es Eier für 50 Cent und einen guten Zweck - wozu Erbarmen haben? "Die armen Eier und der arme Junge", jammern ältere Damen trotzdem. "Eine Schweinerei" schimpfen andere. "Was hat der eigentlich gemacht?" Bei einem Ritter ist er eingebrochen, der Gauner. Am letzten Julitag anno 1800 bei Seifhennersdorf. Da hatten sie ihn schnell am Wickel, die Dragoner vom 108. Regiment aus Gersdorf. Nun steht er also da, fleht um Gnade, der Karasek, der im richtigen Leben aus Mittelherwigsdorf bei Zittau kommt. Besonders, wenn das Bautzener Ordnungsamt energisch auf den Platz schreitet und nach einer Sondergenehmigung fragt. Hat er nicht. Er darf trotzdem bleiben. Hier gilt Gnade vor Recht.

"Nicht ganz so doll werfen", bittet jetzt auch Karaseks Begleiterin Anja. "Er muss heute Abend noch spielen." Die Räubergeschichte als Ein-Mann-Theater steht auf dem Plan, um die Lausitz bekannt zu machen - in der Lausitz. Dafür tourt Heine seit Montag zu Fuß. Elf Blasen hat er sich in den hohen schwarzen Schaftstiefeln gelaufen. Abends packt er in Kneipen die Bühne aus und mimt den Räuber. Auch in Bautzen.

In Dresden kommt er am Sonnabend an. Dort sollte sein Stück beim Stadtfest zu sehen sein. Doch niemand wollte oder konnte ihm eine Kneipe zur Verfügung stellen. Und im Kulturamt der Stadt verweigerte man dem Räuber glatt die Hilfe. Es gäbe schon genug zu sehen zum Fest in der Hauptstadt, habe der zuständige Beamte gesagt.