Von Angelika Hoyer
An jedem ersten Sonntag im Monat gehen Neugierige auf Schatzsuche
mit Räuberhauptmann Karasek. Zum Spektakel gehören ein
Überfall und das zünftige Räubermahl. Das Ganze
spielt sich in Seifhennersdorf ab und ist inzwischen ein touristischer
Renner in der Grenzstadt. Ins Kostüm des bekanntesten Oberlausitzer
Räubers schlüpft bei diesen Veranstaltungen Hans Klecker,
der auch in anderen Trachten Oberlausitzer Geschichte mit Mundart
und Brauchtum bei Heimatabenden sowie vor Femsehkameras lebendig
werden lässt.
Nach Ansicht eines jungen Mittelherwigsdorfers müsste Hans
Klecker mit ihm eigentlich eine Vereinbarung schließen,
ehe er sich künftig die Räuberjacke anzieht und den
Dreispitz aufsetzt. Denn Sven Heine hält seit Sommer vorigen
Jahres die Urkunde des Patent- und Markenamtes über die Wort-Bild-Marke
RhK Räuberhauptmann Karasek in der Hand. Das Bild zeigt Heine
in Räuberuniform und berechtigt den Inhaber, unter dieser
Marke unter anderem Werbung für Erzeugnisse aller Art zu
betreiben, aber auch zur Unterhaltung und zur Durchführung
von Traditions- und Folklore-Veranstaltungen.
Der junge Mann hat sich außerdem schon 1997 einen Schlehenschnaps
und jüngst ein Bier-Etikett schützen lassen. Auch Karasek-Souvenirs
sind schon in Arbeit: Zinnfiguren und Räuchermänner.
Als Räuberhauptmann tritt Sven Heine auch auf Volksfesten
auf. „Es geht mir um Werbung für die Oberlausitz", sagt er.
Mit dem Markenschutz im Zusammenhang mit diesen Produkten hat
Heiner Haschke, der Leiter des Seifhennersdorfer Karasek-Museums,
kein Problem. Wenngleich er den inzwischen zum populären
Volkshelden gewordenen Räuber lieber nur als touristisches
Zugpferd denn als Schnapsmarke sehen würde.
Denn die Wiederentdeckung des 1809 in der Festung Dresden gestorbenen
Bandenchefs fand laut Haschke schon 1984 im Kulturbund Leutersdorf
statt. Danach stöberten Arbeitsgruppenmitglieder in den Archiven
und trugen soviel Material zusammen, dass es für einige Bücher
gereicht hätte. Aber erst, als Papier keine Mangelware mehr
war, erschien im Nürnberger-Verlag das Karasek-Buch.
Es folgten Vorträge, eine Sonderaustsellung im Museum, aus
der die Dauerausstellung in einem eigenen Raum geworden ist.
Schließlich entstand Mitte der 90er Jahre der Karasek-Ringwanderweg
und im Querxenland erlebt seit 1997 der Räuber beim Familienspaß
mit Karasek ungeahnte Popularität. Seither schaut Hans Klecker
als Räuberhauptmann auch aus touristischen Hochglanzbroschüren.
"Herr Heine hat kein General-Patent auf den Karasek, er hat lediglich
eine Marke mit seinem Foto, aber keinen Alleinvertretungsanspruch."
Diese Lesart vertritt man auch in Seifhennersdorf. "Ich verstehe
eigentlich nicht, was die Leute überhaupt stört", meint
Sven Heine."Eigentlich könnte jetzt kein anderer mehr in
diesem Kostüm und mit diesem Namen Geld verdienen, aber ich
gehe nicht auf Crash-Kurs, mir geht es um Tourismus-Werbung".
Wer als Veranstalter von Karasek-Festen und -Feten angesprochen
beispielsweise Karasek-Blut und -Bier bzw. Souvenirs verkauft,
dem will er aber schon mal die Rolle des Räuberhauptmannes
gestatten.
Schließlich herrsche Marktwirtschaft, hat er viel Geld für
die Fotos, die Gestaltung und den urkundlichen Markenschutz investiert.
Schluss also mit Räuberwanderungen,Räuber-CD und Heimatabenden
mit Karasek? "Nein", sagt Hans Klecker, "der Räuberhauptmann
ist Volksgut. Ich bleibe weiter Karasek. Wer damit nicht einverstanden
ist, muss das auf dem Klageweg durchsetzen."
Als eigentlich nicht zu monopolisioerende historische Persönlichkeit
ordnet auch das Patent- und Markenamt den Räuber ein. Aus
den Namen leite sich kein Allgemeinvertretungsrecht ab, heißt
es sinngemäß in einem Schreiben, das im April an die
Stadt Seifhennersdorf ging.
Das bestätigt auch die Pressestelle des Münchner Amtes:
"Aus dem Markenschutz leitet sich tatsächlich kein Recht
auf einzelne Wort- oder Bildbestandteile des Namens ab."
Im Klartext, es dürfen auch weiterhin Räuberpfade mit
Hans Klecker abgegangen werden. Und man darf sich dazu oder bei
anderen Gelegenheiten auch in die Montur schwingen.
Bleibt abzuwarten, ob mit dieser Deutung alle Beteiligten auch
wirklich leben können.