Nicht die Geschichten über
den legendären Räuberhauptmann interessierten, sondern vielmehr hier an der
böhmischen Grenze die Lebensumstände zum Ende des 18. Jahrhunderts. „Und die
ließen sich auf Dauer nicht isoliert von anderen historischen Ereignissen
betrachten“, erzählt Jochen Kaminsky, Vereinsmitglied, und wie die anderen
ständig in kleinen und großen Archiven und Bibliotheken auf der Suche nach neuen
Informationen und Belegen.
Ihn zogen schließlich die
böhmischen Enklaven in der Oberlausitz, von der Entstehung bis zur Auflösung, in
Ihren Bann. „Nur wenigen ist bekannt, dass es außer den Enklaven Schirgiswalde
und Niederleutersdorf auch jenseits der Neiße solche exterritorialen Gebiete
gegeben hat, und wie diese seinerzeit zustande gekommen waren.“
Das mag vielleicht auch
nicht jedermann interessieren, aber Jochen Kaminsky trieb seine Nachforschungen
soweit voran, dass er immer wieder vor Interessenten Vorträge hält. Erst
kürzlich besuchte er wieder mit einer Gruppe die Enklaven in Güntersdorf und
Niedergerlachsheim auf polnischer Seite. „Da gibt es auch für Kunsthistoriker
eine Menge zu entdecken.“
Als für die
Habsburgausstellung im vergangenen Jahr Erklärer gesucht wurden, nahm er die
Gelegenheit wahr. „Die dreimonatige Ausbildung hat mir zusätzlich viele
geschichtliche Zusammenhänge deutlich gemacht, ebenso die Gespräche mit den
Experten während der Schau selbst.“ Gegenwärtig bildet sich Jochen Kaminsky als
Fastentucherklärer weiter.
Er wurde eines Tages gern
als Gästeführer für die ganze Oberlausitz arbeiten. Den Vorschlag für ein
solches Berufsbild hat Jochen Kaminsky der IHK in Zittau bereits unterbreitet.
„Wir haben ziemlich konkrete Vorstellungen, wie eine solche Ausbildung aussehen
könnte,“ bestätigt Reinhard Poselt, Leiter des Regionalbüros des
IHK-Bildungszentrums, „auch dank der Erfahrungen von Herrn Kaminsky.“
Dem Leutersdorfer Verein
hält der Ebersbacher Hobbyhistoriker deswegen jedoch die Treue. „Es ist doch
auch interessant, womit sich die anderen Mitglieder in ihren Nachforschungen
beschäftigen.“
Dabei spielt Kaminsky auf
das kleine Büchlein „Vaterhaus und Heimat“ an, das der Verein „Karasek und die
Dörfler“ wieder neu aufgelegt hat. Die Erinnerungen des Eibauers Johannes Emil
Schöbel über seine Kindheit zwischen 1860 und 1880 sind nach Ansicht von Jochen
Kaminsky beste Oberlausitzer Heimatgeschichte.
„Es wäre schön, würden
auch heute so viele Oberlausitzer wie möglich dieses kleine Büchlein, das im
Jahre 1918 erstmals erschien, lesen.“ |