Wochenkurier 06. August 2003
Über Karasek zu historischen Enklaven


Oberlausitzer Heimatgeschichte hat zahlreiche Facetten zu bieten. Für die Regionalgeschichte der Oberlausitz haben die Mitglieder des Leutersdorfer Vereins „Karasek und die Dörfler“ seit jeher ein besonderes Faible.

Leutersdorf. Dieser Umstand und speziell das Interesse an Johannes Karasek, wie er wirklich gewesen sein kann, war 1999 Anlass für die Gründung des Vereins „Karasek und die Dörfler“.

 

Nicht die Geschichten über den legendären Räuberhauptmann interessierten, sondern vielmehr hier an der böhmischen Grenze die Lebensumstände zum Ende des 18. Jahrhunderts. „Und die ließen sich auf Dauer nicht isoliert von anderen historischen Ereignissen betrachten“, erzählt Jochen Kaminsky, Vereinsmitglied, und wie die anderen ständig in kleinen und großen Archiven und Bibliotheken auf der Suche nach neuen Informationen und Belegen.

Ihn zogen schließlich die böhmischen Enklaven in der Oberlausitz, von der Entstehung bis zur Auflösung, in Ihren Bann. „Nur wenigen ist bekannt, dass es außer den Enklaven Schirgiswalde und Niederleutersdorf auch jenseits der Neiße solche exterritorialen Gebiete gegeben hat, und wie diese seinerzeit zustande gekommen waren.“

Das mag vielleicht auch nicht jedermann interessieren, aber Jochen Kaminsky trieb seine Nachforschungen soweit voran, dass er immer wieder vor Interessenten Vorträge hält. Erst kürzlich besuchte er wieder mit einer Gruppe die Enklaven in Güntersdorf und Niedergerlachsheim auf polnischer Seite. „Da gibt es auch für Kunsthistoriker eine Menge zu entdecken.“

Als für die Habsburgausstellung im vergangenen Jahr Erklärer gesucht wurden, nahm er die Gelegenheit wahr. „Die dreimonatige Ausbildung hat mir zusätzlich viele geschichtliche Zusammenhänge deutlich gemacht, ebenso die Gespräche mit den Experten während der Schau selbst.“ Gegenwärtig bildet sich Jochen Kaminsky als Fastentucherklärer weiter.

Er wurde eines Tages gern als Gästeführer für die ganze Oberlausitz arbeiten. Den Vorschlag für ein solches Berufsbild hat Jochen Kaminsky der IHK in Zittau bereits unterbreitet. „Wir haben ziemlich konkrete Vorstellungen, wie eine solche Ausbildung aussehen könnte,“ bestätigt Reinhard Poselt, Leiter des Regionalbüros des IHK-Bildungszentrums, „auch dank der Erfahrungen von Herrn Kaminsky.“

Dem Leutersdorfer Verein hält der Ebersbacher Hobbyhistoriker deswegen jedoch die Treue. „Es ist doch auch interessant, womit sich die anderen Mitglieder in ihren Nachforschungen beschäftigen.“

Dabei spielt Kaminsky auf das kleine Büchlein „Vaterhaus und Heimat“ an, das der Verein „Karasek und die Dörfler“ wieder neu aufgelegt hat. Die Erinnerungen des Eibauers Johannes Emil Schöbel über seine Kindheit zwischen 1860 und 1880 sind nach Ansicht von Jochen Kaminsky beste Oberlausitzer Heimatgeschichte.

„Es wäre schön, würden auch heute so viele Oberlausitzer wie möglich dieses kleine Büchlein, das im Jahre 1918 erstmals erschien, lesen.“